Bad Lippspringe als City Outlet? Eine erste Analyse
Seitdem die Pläne für einen möglichen City Outlet Standort in Bad Lippspringe veröffentlicht wurden, redet und diskutiert die gesamte Badestadt darüber. Natürlich geht das auch nicht an DIE LINKE vorbei, nicht zuletzt deshalb, weil sie in der Vergangenheit immer wieder die Wiederbelebung der Stadt thematisierte. Eine erste Analyse formulierte nun der Ortsverbandssprecher Josef Glawion.
Outlet City in Bad Lippspringe
Am 5. März 2020 gab der ehemalige Bürgermeister Bee (parteilos) bei der Beraterfirma Ecostra GmbH eine Standortanalyse sowie ein Nutzungsgrobkonzept zu einer „Outlet City in Bad Lippspringe“ in Auftrag. Ecostra GmbH bezeichnet sich selbst als eine der „führenden Unternehmensberatungen im Bereich der gewerblichen Immobilienentwicklung, insbesondere der Standortentwicklung im Einzelhandel“ (www.ecostra.com) und einige Reiter auf der Website wie „Outlet Centres in Europe“ und „Shoppingcenter aus Händlersicht“ lassen vermuten, dass eine Spezialisierung auf das Produkt „Outlet“ vorliegt.
Was ist eine Outlet City?
In einem Outlet werden Waren aus Rückläufen des Handels, Auslaufmodellen, Saisonendware, Reklamationsware, 2. Wahl oder Konkurswaren oder Waren aus Überproduktionen zu, in der Regel, günstigeren Preisen angeboten. In der jüngsten Zeit haben sich verschiedene Formen dieser Outlets entwickelt. Es gibt „Factory Outlet Center“, „Organisierte Outlet Agglomerationen“, Value Center oder Off-Price-Konzepte und natürlich die Outlet Citys. Bei dem für Bad Lippspringe angedachten Konzept soll ein Bereich in der Stadt geschaffen werden, in dem nur Outlet- Stores zu finden sind, an die sich Einzelhändler mir Geschäften traditioneller Nutzungen anschließen.
Ecostra führt aus, das Outlet Center in Innenstadtlage fast ausnahmslos auf einer koordinierten einheitlichen Planung basieren und in der Form von räumlich zusammenhängenden Gebäuden umgesetzt wurden. Zudem hatten all diese Projekte ein einheitliches Centermanagement, dass sogar Aufgaben der Stadt übernimmt. Eine homogene Eigentümerstruktur wird angestrebt (z.B. die „Holy AG“ in „Outletcity Metzingen“). Geschäfte die nicht zu dem Centermanagement gehören und ein eigenes Verkaufskonzept verfolgen werden als „Trittbrettfahrer“ bezeichnet. Ohne die Trittbrettfahrer verfügt die „Outletcity Metzingen“ über eine Gesamtverkaufsfläche von ca. 40.745 m². Die Verkaufsfläche wird als wichtiger Faktor bezeichnet: „Wie andere Formen des großflächigen Einzelhandels, so muss auch ein City Outlet Center über eine sog. 'kritische Masse' verfügen. In Abhängigkeit zu den spezifischen Faktoren vor Ort liegt diese „kritische Masse” bei einen Schwellenwert von ca. 8.000 – 9.000 m² VK (bzw. 11.000 – 12.000 m² GLA)“
Der Standort Bad Lippspringe
Für die Standortbewertung wurden in Bad Lippspringe nur zwei wesentliche Faktoren herangezogen:
- Kaufkraft im Einzugsgebiet gemessen durch die Bevölkerungszahl (2.671,380 Einwohner) die mit ihrem PKW bis zu 60 Fahrminuten benötigen, um in die Badstadt zu kommen. Damit beläuft sich das gesamte einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotential im Einzugsgebiet auf ca. 17.153.200.000€.
- Möglichkeiten genug Fläche für den Verkauf und ausreichend Parkflächen zur Verfügung zu stellen. Die derzeit nutzbaren Flächen liegen bei 2800 m² und liegen damit unter der „kritischen Masse“ von 9000 m². Insgesamt verfügt der Luftkurort über 700 Parkplätze und kein Parkleitsystem. Leider wird in der Standortanalyse nicht erwähnt mit welchem Verkehrsaufkommen zu rechnen ist.
Weitere Faktoren auf die Eingegangen wird sind:
- Konkurrenz durch andere Outlet Geschäfte oder große Verkaufscenter, wie dem Loom in Bielefeld oder dem Südringcenter in Paderborn. Diese werden in der Analyse als geringe Konkurrenz eingeschätzt.
- Bisher fehlen Investoren, trotz geringer Mietpreise. Fehlende Informationen über den Umfang der Ausgaben die getätigt werden müssen.
- Die Infrastruktur im Luftkurort ist nicht für einen Massenansturm ausgelegt. Die Detmolderstraße ist ein Hindernis für ein zusammenhängendes Einkaufsgebiet. Jedoch besteht eine gute Anbindung an die B1.
- Eine Wiederbelebung der Innenstadt ist möglich.
- Die Ausrichtung von Bad Lippspringe als touristisches Ziel und Erholungsort kann mit einem Massenansturm von Outlet Besuchern kollidieren.
- Der „unproblematischen Genehmigungssituation“ und dem politischen Willen das Projekt durchzusetzen stehen verschiedene Bürgerentscheide entgegen die in der Vergangenheit verhindert haben große Outlet Center zu realisieren.
- Die Badstadt darf Sonderöffnungszeiten an Sonntagen zulassen.
Die Outletläden wären hauptsächlich auf den Verkauf von Bekleidung sowie Schuhen und Lederwaren spezialisiert.
Die Diskussion
DIE LINKE in Bad Lippspringe sieht in den Plänen der Stadt Bad Lippspringe ein Großprojekt von enormer Tragweite.
So ein Projekt darf nicht ohne die Beteiligung der Bürger*innen an der Planung beschlossen werden, besonders da die Bürger*innen die Hauptbetroffenen sein werden.
Positive Aspekte wie eine Wiederbelebung der Innenstadt und die Schaffung neuer Jobs wie Verkäufer*innen, Reinigungskräfte und Sicherheitskräfte in der Region, sollten genauso diskutiert werden wie die negativen Auswirkungen, die sich durch einen Massenansturm von Besucher*innen in ihren PKW auf die Lebensqualität der Badstädter*innen ergibt.
Bei einer Diskussion müssen verschiedene Möglichkeiten berücksichtigt werden, so ist der viel und dogmatisch benutzte Begriff der „kritischen Masse“ zu prüfen: Kann die Outlet City Bad Lippspringe nicht auch auf einer geringeren Fläche genutzt werden? Natürlich steht auch eine einfache Frage für jede*n Bürger*in im Vordergrund: Was habe ich davon, wenn ich kein*e Investor*in bin, dass die Stadt zu einer Outlet City wird?
Selbst die Standortanalyse wird mit einem vorsichtig optimistischen Fazit geschlossen:
„Insgesamt ist der Standort für den Betrieb eines City Outlet Centers grundsätzlich geeignet. Positiv sind v.a. die unproblematische Genehmigungssituation, die bestehenden Nachfragepotenziale im Einzugsgebiet, die touristischen Anziehungspunkte jeweils an den Enden der Einkauflage und die PKW-Erreichbarkeit aus einem weiträumigen Umfeld zu sehen. Demgegenüber ermöglichen die bestehenden Ladenleerstände noch nicht die Bereitstellung einer ausreichenden „kritischen Masse“ an Flächen für Outlet Stores ebenso wie auch der Umfang und die räumliche Zuordnung der Parkplatzflächen ggf verbessert werden muss.“
DIE LINKE sieht in der Beteiligung der Bürger*innen einen wichtigen Beitrag zur Demokratie und möchte den Informationsfluss für alle ermöglichen und ein Forum für Fragen und Anregungen bieten.